„Wir haben nur unsere Toten mitgebracht“: Der Tweet des MINFAR, der Kuba empört und die Wunden von Angola wieder öffnet

„Unsere Toten“ zu sagen – als ob sie dem Staat und nicht ihren Familien gehörten – fasst zusammen, wie das kubanische Regime seit einem halben Jahrhundert das Opfer von Tausenden junger Menschen, die in fremde Kriege geschickt wurden unter der Fahne des sogenannten „proletarischen Internationalismus“, manipuliert hat.

Fidel Castro und kubanische Truppen in AngolaFoto © Videoaufnahme X / @MinfarC

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Der Minister für die Revolutionären Streitkräfte von Kuba (MINFAR) veröffentlichte am 5. November eine Nachricht im sozialen Netzwerk X (ehemals Twitter), um den 50. Jahrestag der Operation Carlota, der kubanischen Militäreingreifens in Angola, zu gedenken.

„5. November, 50. Jahrestag der Operation Carlota. Wir sicherten die Unabhängigkeit Angolas, trugen zur Unabhängigkeit Namibias bei, besiegten die Apartheid und brachten nur unsere Toten zurück“, schrieb die militärische Institution.

Captura de pantalla X / @MinfarC

Die abschließende Aussage —“wir haben nur unsere Toten mitgebracht”— löste eine Welle der Empörung unter Kubanern im In- und Ausland aus. Ein Internetnutzer antwortete grob und wahrheitsgemäß:

„Es waren nicht ‚eure‘ Toten. Es waren die Söhne von kubanischen Familien, die tausenden von ihnen in Stille nachweinten, nie eine Entschädigung erhielten und heute in extremer Armut leben. Und ja, sie brachten noch mehr mit: natürliche Reichtümer und Einfluss, der die Macht der Diktatur festigte.“

Und die Äußerung des MINFAR klingt, statt eine Hommage zu zollen, wie ein Akt der Aneignung des Schmerzes.

Zu sagen „unsere Toten“ — als gehörten sie dem Staat und nicht ihren Familien — fasst zusammen, wie das kubanische Regime im Laufe eines halben Jahrhunderts das Opfer von Tausenden jungen Menschen, die in fremde Kriege unter dem Banner des sogenannten „proletarischen Internationalismus“ geschickt wurden, manipuliert hat.

Ein fernes Krieg, Tausende von kubanischen Leben

Die Operation Carlota, die im November 1975 begann, war der Codename für das kubanische Militärintervention im Bürgerkrieg in Angola, wo das Regime von Fidel Castro die Volksbewegung zur Befreiung Angolas (MPLA), unterstützt von der Sowjetunion, unterstützte.

Der offizielle Vorwand war die „internationale Solidarität“ und die „moralische Pflicht“, einem afrikanischen Land bei seiner Unabhängigkeit zu helfen. Doch die Realität sah anders aus: ein langwieriger, ideologischer und kostspieliger Krieg, Teil der sowjetischen Strategie in Afrika während des Kalten Krieges.

Laut kubanischen Quellen und historischen Dokumenten:

  • Mehr als 300.000 Kubaner haben an Militär- oder Zivileinsätzen in Afrika teilgenommen, insbesondere in Angola, Äthiopien und Mosambik.
  • Zwischen 2.000 und 10.000 Kubaner sind gestorben, so verschiedene Schätzungen; das Regime erkennt offiziell nur 2.085 militärische und 204 zivile Todesopfer an.
  • 1989 repatriierte die sogenannte Operation Tributo die Überreste einiger von ihnen, doch tausende Familien erhielten nie Informationen oder Entschädigungen.
  • Zehntausende von Verletzten, Versehrten und Veteranen kehrten ohne Anerkennung oder echte Unterstützung nach Kuba zurück.

Es waren nicht die "Toten", von denen das MINFAR spricht: es waren Söhne, Brüder und Väter aus einfachen Familien. Viele von ihnen wurden rekrutiert, ohne sich des Konflikts vollständig bewusst zu sein, und wurden in einem ideologischen Diskurs geschult, der sie zu Schachfiguren eines geopolitischen Spiels machte.

Der Mythos des Altruismus und die Vorteile der Macht

Über Jahrzehnte stellte das Regime von Castro seine Interventionen in Afrika als das oberste Beispiel für „internationalistische Solidarität“ dar.

Pero die Fakten, die Dokumente und die Konsequenzen zeigen, dass es sich nicht nur um Altruismus handelte, sondern um eine sorgfältig gestaltete politische, wirtschaftliche und propagandistische Operation.

1. Geopolitisches Instrument des sowjetischen Blocks

Kuba agierte als militärischer Arm der UdSSR in Afrika, mit logistischer Unterstützung, sowjetischer Bewaffnung sowie Luft- und Seetransport.

Im Gegenzug unterstützte Moskau das Regime in Havanna finanziell durch subventioniertes Öl, zinsgünstige Kredite und jährliche Hilfen, die zwischen 1986 und 1990 über 4,3 Milliarden Dollar pro Jahr betrugen, was 20 % des damaligen kubanischen BIP entsprach.

Mit anderen Worten, Kuba stellte die Toten; die Sowjetunion das Geld und die Waffen.

2. Politischer und diplomatischer Gewinn

Die militärische Beteiligung in Afrika verlieh Havanna eine relevante Rolle innerhalb der Bewegung der Blockfreien Staaten und in der UNO, wodurch afrikanische Stimmen zugunsten des kubanischen Regimes in Resolutionen gegen das US-Embargo und andere internationale Themen gesichert wurden.

Fidel Castro nutzte dieses symbolische Kapital, um sich als Führer der „sozialistischen Dritten Welt“ zu präsentieren.

3. Verlängerten wirtschaftlichen Nutzen

Nach dem Militärabzug stellten Angola und andere afrikanische Länder Tausende von kubanischen Ärzten, Ingenieuren und Technikern im Rahmen staatlicher Vereinbarungen ein.

Unternehmen wie Antex verwalteten diese Dienstleistungen und behielten bis zu 80 % der Zahlungen ein, wobei sie Einnahmen zwischen 4,800 und 9,600 Millionen Dollar für den kubanischen Staat meldeten.

In der Zwischenzeit erhielten die Mitarbeiter Mindestlöhne und standen unter politischer Überwachung.

So wurde das, was als „proletarischer Internationalismus“ begann, zu einem Staatsgeschäft und einem diplomatischen Werkzeug.

Die menschlichen Kosten des Schweigens

Der Satz „Wir haben nur unsere Toten mitgebracht“ tilgt die Tragödie hinter jeder Urne. Tausende von Familien in Kuba haben still geweint, weil sie nie öffentlich über den Schmerz oder den Absurditäten dieses Krieges sprechen konnten.

Einige Mütter starben, ohne zu erfahren, wo ihr Sohn gefallen war. Andere erhielten Medaillen, Diplome und Parolen, aber niemals eine würdige Rente oder eine aufrichtige Anerkennung.

Der kubanische Staat hat niemals eine öffentliche Debatte über die humanen und moralischen Konsequenzen der Operation Carlota zugelassen. Er erkannte auch nicht die Instrumentalisierung dieser Jugendlichen an, noch ihren Einsatz als Kanonenfutter in einem fremden ideologischen Konflikt.

Heute, ein halbes Jahrhundert später, leben viele dieser Familien in Armut, während die Führungskräfte, die sie damals entsandten, weiterhin Ämter bekleiden oder Auszeichnungen erhalten und diese Rhetorik sowie Praktiken aufrechterhalten.

Propaganda mit den Toten anderer

Der Tweet des MINFAR offenbart eine Konstante in der kubanischen Politik: die Aneignung des kollektiven Opfers zur Aufrechterhaltung einer heroischen Erzählung des Regimes.

„Trajimos a nuestros muertos“ ist kein Satz des Hommages; es ist ein Bekenntnis zur Macht. Eine Macht, die selbst das Leben und den Tod ihrer Bürger als Eigentum des Staates betrachtet.

Die offizielle Geschichte stellt die Operation Carlota als Sieg dar. Doch für tausende kubanische Familien war es ein irreparabler Verlust und eine historische Lüge: ein ferner Krieg, ohne eigene Ursache, der das Regime an der Macht festigte und die ärmsten Viertel der Insel in Trauer hüllte.

Fünfzig Jahre später

Fünfzig Jahre später feiert das Regime immer noch eine Heldentat, die nicht ihm gehört.

Die wahren Protagonisten – die Soldaten, die Lehrer, die Ärzte, die nie zurückgekehrt sind – sind nicht Teil der Macht, die sie anruft, sondern deren Opfer.

Und während das MINFAR proklamiert, dass „wir nur unsere Toten mitgebracht haben“, trägt das kubanische Volk weiterhin die ihren: namenlose Tote, ohne bekannte Gräber, ohne Gerechtigkeit und ohne Stimme.

Der Tweet des MINFAR ist nicht nur eine kommunikative Ungeschicklichkeit: er spiegelt die Verachtung wider, mit der das kubanische Regime stets sein eigenes Volk behandelt hat.

Eine nationale Tragödie in einen Propagandaslogan umzuwandeln, ist möglicherweise die größte Beleidigung, die ein Staat gegen sein Volk begehen kann.

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